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France: Doctor is said to have poisoned 30 patients - for their own reputation?
Published on September 7, 2025
Frédéric Péchier, mit leiser Stimme, aber imposantem Körperbau, ist in Frankreich ein bekanntes Gesicht. Ab Montag (8. September) steht der Anästhesist in Besançon (Ostfrankreich) bis in den Dezember hinein vor Gericht. Er soll zwischen 2008 und 2017 bei Operationen dreißig Menschen vergiftet haben, zwölf sind daran gestorben.
Das Vorgehen war laut Anklageschrift immer dasselbe: Der Täter injizierte mit einer Spritze Medikamente in bis zu hundertfacher Konzentration in die Infusionsbeutel operationsbereiter Patientinnen und Patienten. Viele erlitten darauf einen Herzstillstand, worauf Péchier unter anderem mit Herzmassagen zu Hilfe eilte – und als Lebensretter dastand.
Frankreich: 30 Patienten vergiftet, 12 starben – alles für den Ruf?
So geschah es am 11. Januar 2017, als Sandra S. in der Klinik Saint-Vincent vor einer Rückenoperation stand. Der Eingriff sollte gerade beginnen, als ihr an sich sehr gesundes Herz aus unerfindlichen Gründen aussetzte. Am Operationstisch brach Panik aus. Der Anästhesist Péchier stürzte aber herbei und spritzte der damals 36-jährigen Familienmutter Kalziumgluconat, was ihr Leben rettete. Eine anwesende Ärztin staunte über die prompte – und richtige – Reaktion Péchiers. Andere Ärzte fragten sich allerdings, wie der Narkosespezialist ohne jede Nachfrage so treffsicher reagieren konnte.
Oder wusste er etwa, dass der Infusionsbeutel eine toxische Konzentration von Kalium enthielt? Einige Mediziner erinnerten sich, dass es in der anerkannten Klinik schon früher zu „schweren unerwünschten Ereignissen“, sogenannten EIG, gekommen war. Das Kürzel steht normalerweise für Todesfälle. Vor allem für einige Herzinfarkte von Patienten unter Vollnarkose hatte niemand eine richtige Erklärung.
Neun Tage später, am 20. Januar 2017, wurde in der gleichen Klinik der Rentner Jean-Claude G. wegen Prostatakrebs operiert. Als eine Krankenschwester einen durchgestochenen Infusionsbeutel entdeckte, sprang Péchier herbei und behauptete dramatisch, er habe zwei weitere Beutel gefunden. Ohne den Inhalt zu kennen, behauptete er, jemand habe offenbar versucht, den Patienten mit einer überhöhten Dosis eines Anästhetikums zu töten. Nicht alle Patienten überlebten wie Sandra S. und Jean-Claude G. Aber jetzt schaltete die Klinik die Polizei ein. Sie verhaftete Péchier unter dem Verdacht, dass er die lebensgefährlichen Dosen selber in die Infusionssäcke gespritzt habe.
Narkosearzt vor Gericht: Infusionen in den OP-Saal geschmuggelt?
In Besançon (120.000 Einwohner) schlug die Festnahme wie eine Bombe ein. Der sympathische Narkosespezialist galt lokal als einer der besten seines Fachs. Die Ermittler vermuteten hingegen, dass Péchier im Fall des Prostatapatienten die zwei zusätzlichen Infusionen selber in den Operationssaal geschmuggelt hatte, um damit andere Ärztekollegen anzuschwärzen. Und um sich zugleich als gewiefter Menschenretter in brenzligen Situation zu inszenieren – kurz: als Held.
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Die Ermittler exhumierten vier Leichen von Ex-Patienten, die in der Klinik Saint-Vincent von Besançon an einer rätselhaften Herzkrise während der Operation verstorben waren. Klare Beweise gegen Péchier fanden sich aber nicht. Ein psychiatrisches Gutachten half auch nicht weiter. Nur eines stand fest: Bei all den 30 ungeklärten Narkose-Zwischenfällen in der Klinik Saint-Vincent und der Polyklinik von Besançon war Péchier jedes Mal beteiligt. Die Zeitung „Le Parisien“ äußerte nach einer langen Recherche die Vermutung, Péchier sei es wohl darum gegangen „Konkurrenten zu schwächen und einen Ruf als Star der Reanimierung zu gewinnen“.
Frankreich: Angeklagter Arzt beging Suizidversuch
In einem dieser mysteriösen Fälle gab die Klinik nachträglich einen Bluttest in Auftrag. Péchier rief das Labor selber an und bat, im Blut des Herzschlag-Opfers gezielt nach Mepivacain zu suchen. Dieses Betäubungsmittel verwendete meist ein anderer Narkosearzt namens Sylvain S., der sich mit Péchier zerstritten hatte. In der Tat fand das Labor im Blut eine hohe Konzentration des Anästhetikums. Péchier warf seinem Rivalen offen vor, den Patienten vergiftet zu haben. Sylvain S. glaubt dagegen, Péchier habe die Überdosis Mepivacain heimlich in den Infusionsbeutel gespritzt, um ihn beschuldigen zu können. Der Arzt hat sich unter die 135 Zivilparteien des Prozesses eingeschrieben.
Auch ein spannender Fall aus Frankreich: Streamer stirbt vor laufender Kamera im Livestream
Der 53-jährige Angeklagte ist während der sechsjährigen Ermittlungen in Freiheit geblieben. Er darf als medizinischer Berater arbeiten, aber ohne Patientenkontakt. In einem Interview bestritt er jede Verwicklung in die Todesfälle, er machte ein Komplott anderer Ärzte verantwortlich. 2021 versuchte er sich durch einen Fenstersturz umzubringen.
Für viel Gesprächsstoff sorgt in Besançon das Buch einer Journalistin des Radiosenders RTL. Sie äußert Zweifel an der Schuld Péchiers und warnt vor einem Justizirrtum. Wegen mehrfacher Vergiftung droht dem Angeklagten eine lebenslängliche Haftstrafe.