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Sexualized violence in Osnabrück: This is how prevention works
Published on October 1, 2025
Neuesten Zahlen des Bundeskriminalamts zufolge sind drei Kinder aus jeder Schulklasse Opfer von sexualisierter Gewalt. Das sagte Daniela Kröger vom Osnabrücker Kinderschutzbund jetzt bei einem Elternabend der Stadt zum Thema „Prävention vor sexualisierter Gewalt“. „Die Dunkelziffer ist viel höher“, so Kröger.
In ihrer Beratungsstelle habe sie mit allen Formen von Gewalt zu tun, am häufigsten sei aber die sexualisierte Gewalt, so Kröger. Sie findet analog im täglichen Leben, aber auch medial im digitalen Raum statt. Die Täter seien zu 80 Prozent Männer und stammen häufig aus dem Umfeld der Kinder. Viele seien unauffällig und angepasst. Die Opfer sind Kinder aller Altersstufen, mehr Mädchen als Jungen. Kinder mit Beeinträchtigungen seien häufiger betroffen.
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„Schauen Sie auf massive Verhaltensänderungen“
Die Folgen sexualisierter Gewalt seien sehr unterschiedlich, so Kröger weiter. Sie reichen von Angst und Alpträumen bis zu Aggressionen oder Hyperaktivität. Diese Reaktionen müssen nicht immer Folgen von Gewalt sein. Aber Daniela Kröger riet den Anwesenden des Elternabends in der Gesamtschule Schinkel: „Schauen Sie auf massive Verhaltensänderungen.“
In der Gesamtschule Schinkel stellten verschiedene Einrichtungen ihre Präventionsprojekte gegen sexualisierte Gewalt vor. Die Stadt Osnabrück bietet seit diesem Schuljahr Schulen Präventionsprogramme zu diesem Thema an. Foto: Thomas Wübker Icon Maximize Icon Lightbox Maximize Schliessen X Zeichen Kleines Zeichen welches ein X symbolisiert
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Mehr sexuelle Übergriffe durch Künstliche Intelligenz
Claudia Sturm war unter anderem Schulrätin und ist nun ehrenamtlich in der schulischen Präventionsarbeit unterwegs. Sie möchte vor allem für das Thema sexualisierte Gewalt sensibilisieren.
„Wir müssen versuchen, für Schüler in der Schule einen geschützten Raum einzurichten, wie sie Vertrauen schaffen können“, sagte Sturm. An Schulen sollte Sexualität kein Tabu-Thema sein, so Sturm. Lehrer sollten hinhören und sensibel sein – und ab einem bestimmten Punkt Sozialarbeiter oder die Polizei einschalten. Sturm sprach auch davon, dass sexuelle Übergriffe durch Künstliche Intelligenz (KI) zugenommen haben.
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Alle Grundschüler sollen an Präventionsprojekt teilnehmen
Die Stadt Osnabrück setzt verstärkt auf Sensibilisierung. Alle Grund- und Förderschulen in Osnabrück haben die Möglichkeit, aus einer Reihe von Angeboten Präventionsprojekte auszuwählen. Damit soll die so genannte Istanbul-Konvention zum Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt umgesetzt werden.
Die Angebote richten sich sowohl an Schüler als auch an das gesamte Personal der Schulen. Dafür stellt die Stadt 50.000 Euro zur Verfügung. Ziel ist es laut Stadt, dass alle Schüler der vierten Klassen an einem Präventionsprojekt teilgenommen haben.
So funktioniert „Ziggy zeigt Zähne“
Ihr Projekt „Ziggy zeigt Zähne“ stellte Judith Diekhoff von profamilia Osnabrück vor. Darin geht es um einen Drachen, der Kindern vermitteln soll, was sexueller Missbrauch ist und wie sie in solchen Fällen reagieren können. Das Projekt beziehe Eltern mit ein, so Diekhoff.
In einer Sprechstunde im Anschluss an die Aufführung von „Ziggy“ können Kinder mit Mitarbeitern von profamilia über das sprechen, was sie belastet. Ziel des Projekts sei es aber nicht, zu erfahren, ob etwas passiert ist, sondern Kinder zu zeigen, dass sie über das Thema sexualisierte Gewalt sprechen können.
Der Drache Ziggy aus einem Präventionsprojekt von profamilia soll Kindern zeigen, dass sie über das Thema sexualisierte Gewalt sprechen können. Judith Diekhoff von profamilie und Thorsten Jansing aus dem Fachdienst Bildung der Stadt Osnabrück zeigen Bilder aus dem Projekt. Foto: Thomas Wübker Icon Maximize Icon Lightbox Maximize Schliessen X Zeichen Kleines Zeichen welches ein X symbolisiert
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„Es ist wichtig, dass Kinder wissen, worüber man spricht“
Seit 31 Jahren ist die Theaterpädagogische Werkstatt (TPW) in Sachen Prävention unterwegs. Dort wurde unter anderem das Stück „Mein Körper gehört mir“ entwickelt. Es verdeutlicht Kindern, was Übergriffigkeit oder Missbrauch ist. „Es ist wichtig, dass Kinder wissen, worüber man spricht“, sagte Liane Kirchhoff von der TPW.
Was, wenn Kinder die Täter sind?
In der anschließenden Diskussion wurde die Frage aufgeworfen, was passieren soll, wenn die Täter Kinder oder Jugendliche sind, die aus dem Schulumfeld stammen. Claudia Sturm riet dazu, auf jeden Fall die Schulleitung einzuschalten. Es gebe Handlungsfäden, die besagen, welche Schritte in solchen Fällen gegangen werden müssen. „Wichtig ist, es nicht unter den Teppich zu kehren“, so Sturm.
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Ansprechpartner für die Präventionsprogramme bei der Stadt Osnabrück sind Patricia Heller (0541/323-4441, [email protected]), Ute Tromp (0541/323-2543, [email protected]) und Thorsten Jansing (0541/323-4125, [email protected]).