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Cyberbullying: Ex-GNTM model Lijana Kaggwa reports openly

Published on October 3, 2025

Cybermobbing: Ex-GNTM-Model Lijana Kaggwa berichtet offen Von: Marius Gogolla Drucken Teilen Engagiert sich gegen Cybermobbing: Lijana Kaggwa, Model und Influencerin, erzählte in den Beruflichen Schulen in Eschwege über ihre Erfahrungen bei GNTM und las in Auszügen aus ihrem Buch vor. © Marius Gogolla In Eschwege schildert Lijana Kaggwa ihre Erfahrungen und zeigt, wie Prävention und Hilfe bei digitaler Gewalt aussehen können. Hass von allen Seiten, Androhungen von Gewalt, Aufrufe zu Vergewaltigung und Mord, Rassismus – so extrem, dass Lijana Kaggwa an sich selbst zweifelte und kurz vor dem Suizid stand. Und das alles nur wegen der Fernsehshow „Germany's Next Topmodel“ (GNTM). Was die junge Frau aus Kassel erleben musste, ist in der Größenordnung ein Extremfall; doch Cybermobbing findet täglich millionenfach statt und betrifft vor allem Kinder und Jugendliche. Weil sie ihre Erfahrungen teilen, aufklären und von Cybermobbing Betroffenen helfen will, hält Model und Influencerin Lijana Kaggwa mittlerweile Vorträge und Workshops – um zu verhindern, dass es anderen geht wie ihr. Am Mittwoch war sie in den Beruflichen Schulen in Eschwege und offenbarte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ihre bewegende Geschichte. Teilnahme bei Germany's Next Topmodel war Kindheitstraum „Die Teilnahme bei Germany's Next Topmodel war mein Kindheitstraum“, sagte die 29-Jährige. „Ich hätte niemals gedacht, dass ein Model-Scout nach Kassel kommt – und mich entdecken würde.“ Doch in der 15. Staffel der Serie um Heidi Klum im Jahr 2020 schien es, als würde der Traum der damals 23-jährigen Studentin zur Wirklichkeit werden. Nach Castings wurde sie Teil der Show, 16 Wochen lang fanden die Dreharbeiten statt und am Ende ging sie als Favoritin ins Finale. Doch sie überraschte das Publikum und die Verantwortlichen hinter GNTM – während der Live-Ausstrahlung des Finales gab sie ihren Ausstieg aus der Show bekannt. Der Grund dafür: Cybermobbing. Gelddruckmaschine GNTM Lijana Kaggwa berichtete ebenfalls, wie es hinter den Kulissen von GNTM zuging. Unter anderem haben Stylisten die Füße einiger Models eingecremt, bevor sie auf den Catwalk mussten – damit ihr Gang unsicher und unkontrolliert wirkt. „TV-Shows dieser Art, vor allem Reality-TV, ist darauf ausgelegt, möglichst viele Zuschauerinnen und Zuschauer zu halten und so möglichst viel Geld einzunehmen“, sagt Lijana Kaggwa. So werden durch die Produzenten die Szenen so geschnitten, dass beim Zuschauer bestimmte Stereotype der dargestellten Personen entstehen – ein komplett verzerrtes Bild der Wirklichkeit. Auch bei Lijana Kaggwa war das der Fall, die als Zicke und Unruhestifterin dargestellt wurde. Und wofür das Ganze? „Pro Staffel GNTM werden etwa 87 Millionen Euro eingenommen“, sagt das Model. „Davon erhält Heidi Klum rund 13 Millionen Euro.“ Ein Geschäftsmodell, unter dem reale Menschen leiden. „Während der letzten zwei Monate der Dreharbeiten mussten wir unsere Handys abgeben und waren abgeschnitten von der Außenwelt“, erzählte Lijana Kaggwa. „Als ich wieder Zugriff auf Social Media hatte, waren dort unzählige Hassnachrichten gegen mich; aber ich wusste nicht einmal, warum.“ Den Grund erfuhr sie wenige Zeit später: Die Produzenten von GNTM hatten die 29-Jährige durch die gezeigten Szenen im Fernsehen völlig verfremdet, sie als zickige und Stress verursachende Teilnehmerin dargestellt. Unter anderem wurde ihr ein Streit mit einer Mit-Kandidatin angedichtet, aber: „Ich verstehe mich bis heute gut mit ihr.“ Die Folgen dieser TV-Farce waren für Lijana Kaggwa extrem. Morddrohungen und Aufrufe zur Vergewaltigung In den sozialen Netzwerken riefen Menschen zu Gewalttaten – darunter Mord und Vergewaltigung – gegen sie auf, Kommentare wie „Ich schlage dir in die Fresse, du Hure!“ und „Bring dich einfach nur um!“ erhielt die junge Frau tausendfach. Doch nicht nur online schlug sich der unbegründete Hass gegen sie nieder. „Jemand hat meine Joggingroute und meine Adresse in Kassel veröffentlicht“, sagte Lijana Kaggwa. „Ich wurde auf offener Straße beleidigt, bespuckt und bedroht, vor meiner Haustür lauerten mir Leute auf und in meinen Garten hat jemand einen Giftköder geworfen, um meinen Hund zu töten.“ Die Hasswelle habe sie so weit getrieben, dass sie begann, an sich selbst zu zweifeln: „Ich dachte, wenn so viele Menschen sagen, dass ich nichts wert bin, dann muss doch etwas dran sein. Ich dachte, alle wären besser dran ohne mich. Ich wollte nicht mehr leben.“ Zu diesem Zeitpunkt stand Lijana Kaggwa kurz vor dem Suizid. Ex-GNTM-Finalisitin stellt sich gegen Cybermobbing Zum Glück für die 29-Jährige erhielt sie Unterstützung von ihrer Familie, die ihr Hilfe suchte. „Jedem, der gemobbt wird, rate ich: lasst euch helfen“, wandte sie sich an das Publikum in den Beruflichen Schulen. „Jeder Mensch ist besonders, man muss sich und andere akzeptieren. Wir brauchen Vielfalt in der Gesellschaft!“ Cybermobbing und digitale Gewalt seien aktueller denn je, sagte Landrätin Nicole Rathgeber bei der Begrüßung der Teilnehmer. „Der Werra-Meißner-Kreis beschäftigt sich mit dem Thema, wir haben Umfragen erhoben und wollen auch die Erkenntnisse und Rückmeldungen des Abends nutzen, um Jugendlichen im Landkreis helfen zu können und präventive Maßnahmen zu entwickeln.“ Die Teilnehmer hatten im Anschluss an Lijana Kaggwas Vortrag die Möglichkeit, an vier Thementischen ihre eigenen Erfahrungen mit Cybermobbing zu teilen.