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"Important that the police are there": What Oktoberfest visitors and civil servants experience at the party bus on the Hacker Bridge
Published on September 27, 2025
„Wichtig, dass die Polizei da ist“: Was Wiesn-Besucher und Beamte am Partybus auf der Hacker-Brücke erleben
Von: Regina Mittermeier
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Mit einem Mikrofon informiert Polizeihauptkommissar Otto Hofmann die Wiesn-Besucher auf der Münchner Hackerbrücke. © Achim Schmidt
Zur Wiesn-Zeit in München sorgt die Bundespolizei mit einem Lautsprecherbus für entspannte Stimmung. Wir waren einen Abend auf der Hackerbrücke dabei.
München – Erster Wiesn-Sonntag, 17.38 Uhr auf der Hackerbrücke. Eine junge Frau spaziert Richtung Wiesn und bleibt neben einem weiß-blauen Polizeiwagen mit Lautsprechern auf dem Dach stehen. Sie fragt: „Tschuldigung, ist das der Partybus?“ Otto Hofmann schmunzelt. So würde er ihn nie bezeichnen.
Einsatz zur Wiesn: Polizei deeskaliert mit Musik
Der Polizeihauptkommissar aus Bayreuth gehört zur Mannschaft der Bundespolizei, die mit einem Lautsprecherkraftwagen die Wiesn-Besucher auf ihrem Weg zu den S-Bahnen lenkt. Mit dem „LauKW“, wie er offiziell auch genannt wird, geben die Beamten in Durchsagen Infos durch und spielen seit 2009 auch Musik, zum Beispiel Robbie Williams‘ „Angels“. Wer tanzt, schlägt nicht – das stimme meist, erzählt er.
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„Hier für Entspannung zu sorgen, macht einfach Sinn“, ergänzt Wolfgang Hauner. Er ist Sprecher der Inspektion München. Wenn eine zeitlang keine Bahn fährt, laden sie die Menschen per Mikrofon zum Beispiel dazu ein, ein paar Minuten auf der Brücke die Musik zu genießen. Das verhindert eine Überfüllung des Bahnsteigs. Schließlich kann die Stimmung im Gedränge, wenn alle heim wollen, schnell kippen.
Einsatz reduziert Körperverletzungsdelikte auf der Route
Die Musik schallt mit einer Lautstärke von bis zu 100 Dezibel. „Manche Anwohner fühlen sich dadurch belästigt“, sagt Hauner. „Das ist eine Abwägung, die wir treffen müssen.“ Denn: Die Körperverletzungsdelikte auf der Route über die Brücke seien drastisch gesunken. Aus Sicht der Beamten ist die Aktion ein großer Erfolg und auch die Wiesn-Besucher scheinen es zu lieben. Immer wieder bleiben Menschen für ein Tänzchen oder einen Ratsch mit den Polizisten stehen. Otto Hofmann (54) ist seit Beginn dabei. „Richtig voll wird‘s erst gegen elf Uhr abends“, sagt er. Nach Zeltschließung.
Dominique Pinter sucht im Lautsprecherkraftwagen Musik aus. © Achim Schmidt
Um 21.45 Uhr sitzt Polizist Dominique Pinter (24) im Bus und ist Herr über die Musik. „Ich mag Clubmusik und moderne Beats, aber auch Oldies.“ Was gespielt wird, entscheidet jeder selbst. Es wird abgewechselt. Denn durch die aufwändige Ausstattung erwärmen die Geräte den Bus stark. Das ist angenehm bei Kälte, macht das Fahrzeug bei sommerlichen Temperaturen aber zur Sauna.
Manchmal wünschen sich Passanten ein bestimmtes Lied. Diese Wünsche erfüllen die Beamten meist – außer es handelt sich um einen Song, dessen Text sie nicht übersetzen können. Zu groß ist die Gefahr, dass es darin um verbotene Inhalte geht. Um 22.14 Uhr läuft John Denvers „Country Roads“.
Polizisten aus München und dem Ausland helfen zur Wiesn
Otto Hofmann vom Kommunikationsteam hat die Aktion seit Ende Mai geplant und Kollegen aus dem ganzen Bundesgebiet zusammengebracht und teils auch aus dem Ausland, Frankreich etwa. So können sie Mikrofon-Ansagen wie „Das Mitführen von Glasflaschen sowie Bierkrügen ist untersagt“ auch in den Landessprachen der Wiesn-Gäste machen. Das Verbot gilt für den Bahnsteig. Zu groß sei die Gefahr, dass Menschen in Scherben treten, erklärt Wolfgang Hauner.
Viel Trubel herrscht zur Oktoberfest-Zeit am Bahnhof Hackerbrücke und drumherum. © Achim Schmidt
Rund 70 Beamte sind heuer an 16 Wiesn-Tagen auf und um die Hackerbrücke im Einsatz. Meist arbeiten sie jeweils nur ein paar Tage dort und dann wieder bei anderen Großveranstaltungen. Auch in München lenken sie die Leute strategisch. Feierabend haben sie – je nach Wetter und Wochentag – teils erst gegen halb 2 Uhr. Otto Hofmann betont: „Allen Kolleginnen und Kollegen steht es frei, hier mitzuarbeiten.“
Einsatz in München: Passanten sagen den Polizisten Danke
Um 22.36 Uhr spazieren Georg und William nach ihrem Bräurosl-Besuch zur Bahn. Die Brücke vibriert ein bisserl unter den Füßen, weil jetzt immer mehr Leute kommen. Die Freunde gesellen sich zu zwei am Bus stehenden Beamten – um Danke zu sagen. „Für mich ist es sehr wichtig, dass die Polizei für uns da ist“, erzählt William. Er fühle sich sicher und schätze die Aktion daher sehr.
Die Oktoberfest-Besucher William (2. v. l.) und Georg (r.) mit zwei Einsatzkräften. © Regina Mittermeier
Wenige Minuten später teilt sich die Menschenmenge auf der Brücke. Die Leute machen Platz – dazu fordert Otto Hofmann sie per Mikrofon auf. Sein Tonfall ist ruhig, aber bestimmt. Denn ein Krankenwagen fährt mit Blaulicht auf die Brücke. Es fließt Blut. Sofort kümmern sich die Helfer um eine junge Frau, die sich ein Taschentuch an die Nase hält. „Ich weiß nicht genau, was passiert ist, aber sowas kommt natürlich immer wieder vor“, sagt Hofmann.
„LauKW“ der Bundespolizei: Dreiwöchige Ausbildung ist nötig
Auch die Polizei nehme auf dem Weg zur Wiesn öfter die Route über die Hackerbrücke. Kräfte der Bundespolizei durchlaufen vor dem Einsatz eine dreiwöchige Ausbildung. Eine Woche lang lernen sie die Technik des Fahrzeugs kennen. Zwei Wochen lang machen sie Sprechübungen und üben deeskalierende Kommunikation.
Kurz vor 23 Uhr: Menschenmassen strömen über die Hackerbrücke. © Regina Mittermeier
Um 22.58 Uhr fliegen dann die Engel. „Angels“ von Robbie Williams ertönt – für einige die Rausschmeißer-Hymne. Für Otto Hofmann und sein Team aber ist noch lange nicht Schluss. An dem Abend beenden sie ihren Einsatz um 0.45 Uhr.